Letzten Mittwoch war es soweit. Pünktlich vor Weihnachten haben wir 14 verschiedene Rotweine verkostet, um die passenden Tropfen für die anstehenden Feiertage zu finden. Gerade zu Weihnachten sitzt man oft gesellig zusammen und nicht selten steht dabei die ein oder andere Flasche Wein auf dem Tisch. Ob es dieses Jahr weiße Weihnachten gibt, steht noch in den Sternen, aber nichtsdestotrotz sind die aktuellen Temperaturen um Gefrierpunkt und wir haben uns deshalb auf schöne Rotweine aus den Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, Südafrika und Neuseeland konzentriert. Bei der großen Auswahl sind wir sicher, dass für jeden Geschmack oder Geldbeutel etwas dabei ist.
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Deutschland und seine Nachbarn Frankreich & Österreich
Angefangen haben wir mit einem Pinot Noir aus dem Burgund von Jean-Claude Boisset. Der Wein selber – Hautes-Cotes de Beaune – ist eher ein Einsteigerwein. Im Glas erscheint er unscheinbar durch seine helle rote Farbe und auch in der Nase wirkt er eher zurückhaltend. Nach ein paar mal Schwenken kommen leichte Noten von Pfeffer und Walderdberren zum Vorschein mit einem Hauch von Kirsche. Am Gaumen setzt sich diese Linie fort und wir erleben einen ausbalancierten Wein mit mitterem Körper und Länge. Alles in allem kein schlechter Wein, aber eben auch kein spannendes Exemplar seiner Sorte. Für 20€ im VK unserer Meinung zu teuer für was er bietet. Ein guter Einstieg aber kein Höhepunkt – weiter geht’s
Als nächstes folgten zwei Deutsche Spätburgunder. Einmal aus dem Rheingau von Chat Sauvage und einmal von der Nahe vom Weingut Honrath. Ein spannender Vergleich, was die zwei Deutschen Vertreter in unserer Verkostung aus der gleichen Rebsorte wie der Franzose davor herauskitzeln können.
Der Sternchen Spätburgunder 2012 von Honrath hat eine leicht violette Farbe und wirkt von der Erscheinung im Glas eher zurückhaltend. Führt man dieses allerdings zur Nase, steigt ein starker Geruch nach Sauerkirsche gemischt mit einem Hauch von Pfeffer auf, welcher schön von erdigen Tönen und etwas Holz umrahmt wird. Der Sternchen Spätburgunder wurde im Barrique gereift, was ihm auf jeden Fall sehr gut getan hat. Das Holz ist elegant eingebunden, gibt dem Weine eine solide Tanninstruktur und den typischen leichten Vanille Geschmack sowie ein angenehmes Mundgefühl. Gepaart mit der animierenden Säure ist der Wein definitv ein Deutscher Spätburgunder, der sich gerne bei jedem Weihnachtsessen sehen lassen kann.
Direkt darauf folgte der Pinot Nor 2011 aus Assmannhausen vom Weingut Chat Sauvage. Die Farbe ist fast noch ein Tick heller als vom Sternchen, aber man sieht ihm auch schon etwas das Alter an – wenn auch er auch nur 1 Jahr älter ist. Die Nase erinnerte an Veilchen, grünen Pfeffer, etwas abgehangenes Fleisch und Kirsche – ein bunter Strauß an Aromen, welcher das Potenzial des Weins durchblitzen lässt. Im Mund merkt man direkt die kräftigen aber schön eingebundenen Tannine und die Komplexität des Weins. Die hervorragende Dichte sorgt für einen langen Abgang und langanhaltende Freude mit dem Wein.
Alles in allem ähneln sich die Weine zwar sehr auf dem Papier – Rebsorte, Herkunftsland, beide im Barrique ausgebaut – allerdings hat im Glas doch jeder seinen komplett eigenen Charakter. Der Sternchen wirkt etwas graziler und trinkfreudiger (17€ VK), der Assmannshäuser von Chat Sauvage (28€ VK) mit mehr Power und Komplexität. Auf jeden Fall sind beide sehr zu empfehlen und schöne Beispiele für gut durchdachte deutsche Rotweine.
Danach sind wir nach Österreich zum Weingut Edlmoser weitergezogen. Ein guter Freund von mir arbeitet dort und hat mir als perfekten Wein zu Weihnachten den Vertigo 2013 ans Herz gelegt – und er hat nicht übertrieben. Eine dunkel rote Farbe mit hoher Viskosität und starker Intensität in der Nase lässt auf Großes hoffen. Kirsche, Leder, etwas marmeladig ist der erste Eindruck in der Nase. Im Mund schmeckt man direkt auch die reifen Cassisnoten und einen Hauch von Süße raus. Ein sehr dichter Wein mit ordentlich Power und einer Säure, welcher den Wein trotz der Kraft noch gut ausbalanciert. Ohne zu viel vorwegzunehmen – dieser Wein aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Zweigelt kam sehr gut an bei allen Anwesenden und hätte definitiv auch noch Lagerpotenzial. Apropos Lagerpotenzial – In einem anderen Beitrag haben wir Dir einmal unsere Tipps zusammengetragen, wie Du Deinen Wein lagern kannst!
Weine aus Übersee – Südfrika & Neuseeland
Bei der zweiten Runde haben wir einen weiten Sprung um den Erdball gemacht und fünf verschiedene Weine aus der neuen Welt verglichen. Vier davon waren aus Südafrika und einer aus Neuseeland. In dieser Verkostungsrunde sind wir durchaus mit der Erwartung reingegangen kräftige Aromen, süßliche Noten und einen langen Nachklang der Weine anzutreffen.
Eröffnet haben wir die zweite Runde mit dem Lanoy 2015, einem Rotwein-Blend aus Cabernet Sauvignon und Merlot vom Weingut Boschendal in Südafrika. Der Preis dieser Flasche beläuft sich auf ca. 10,90€ VK in Deutschland, was für die Festtage unserer Meinung nach sich in der unteren Mittelklasse bewegt. Im Glas ist der Lanoy dunkel- bis rubinrot, die Viskosität eher mittel bis niedrig. Der Wein hat ein starkes Bouquet von schwarzen Johannisbeeren, etwas Fleischigem und fruchtig, süßer Pflaume sowie Röstaromen und Tabaknoten. Auf dem Gaumen sind die Tannine sehr prägnant, was die Vorfreude nach dem Schwenken im Glas etwas nimmt. Der Wein ist nicht ganz so lange auf dem Gaumen präsent, was ihn im Vergleich zu anderen Weinen weniger komplex wirken lässt.
Als zweiten Wein haben wir den Estate Red (Shiraz & Cabernet Sauvignon) 2014 vom Weingut Kaapzicht verkostet. Das Weingut liegt in einer der bekanntesten Weinbauregionen Südafrikas, Stellenbosch. In Deutschland ist der Estate Red bereits für 9,50€ VK online erhältlich. Im Glas ist der Kaapzicht Estate Red dunkelrot, das bereits fast ins schwarze ünergeht. Der Wein hat eine hohe Viskosität, was uns bereits große Vorfreude auf den Geschmack gemacht hatte. In der Nase und auf dem Gaumen haben wir vielseitige Aromen erkennen können. Neben prägnanter schwarzer Johannisbeere, hat der Wein deutlich den Geruch von Marmelade und etwas Erdbeere, sowie herbe Aromen von Tabak, Kaffee und Kakao. Der Estate Red ist sehr samtig auf dem Gaumen, die Tannine angenehm balanciert mit kurzer Länge. Insgesamt hat der Wein einen sehr schönen Trinkfluss, was für uns den Wein zu einem guten Südafrikaner zu fairem Preis macht. Da wir oben vom Shiraz gesprochen haben, gerade an Weihnachten eine interessante Side-Info: Ein Shiraz liegt mit einem Alkoholgehalt von 13 bis 15,5 %Vol. bei einem Kaloriengehalt von 76 kcal pro 100 ml. Mehr über Kalorien im Wein erfährst Du im entsprechenden Blogbeitrag.
Der dritte Südafrikaner über 10 Euro ist der Visionaire 2013 des Weinguts Holden Manz. Der Visionaire zeigt schon durch sein Etikett, dass er sich von den anderen Weinen abhebt. Beim Öffnen sind wir etwas skeptisch gewesen, was wir von diesem bunten Kraftpaket erwarten sollten. Im Glas hat sich der Visionaire ähnlich dicht und dunkelrot wie die beiden anderen Weine gezeigt. In der Nase und auf dem Gaumen kann man sehr schön grüne Paprika erkennen sowie schwarzen Pfeffer und leichte Fruchtnoten von roter Johannisbeere und Veilchen. In dieser Kombination ist der Visionaire definitiv bisher der außergewöhnlichste Wein.
Insgesamt haben wir den Visionaire als sehr vielseitig auf dem Gaumen empfunden und er hat eine schöne samtige Struktur. Was uns im Vergleich zu den beiden Weinen davor gut gefällt ist seine Kraft und der lang anhaltende Geschmack auf dem Gaumen.
Als vierten Wein haben wir den Villa Maria Pinot Noir Reserve des Jahrgangs 2013 probiert. Dieser stammt aus Malborough, Neuseeland und ist online für ca. 22,99€ VK erhältlich. Im Glas ist der Pinot Noir – typisch für seine Rebsorte – leicht rot mit mittlerer Viskosität. Nach den kraftvollen, dunkelroten Südafrikanern haben wir unseren Gaumen erst einmal wieder an die feineren Noten gewöhnen müssen. Es ist uns gelungen sehr schöne Himbeer und rote Johannisbeer Noten zu erkennen, sowie feine Fleischnoten und ledrig, holzige Aromen. Die Tannine sind sehr sanft und die länge des Weins mittel. Im Vergleich zu den Südafrikanern ist dieser Wein etwas sanfter und aufgrund seiner Rebsorte schwer mit der Power der anderen Weine zu vergleichen.
Den Arabella Wein haben wir nicht in unserem Weintasting gehabt, sondern nachträglich verkostet, da der Wein mit rund 6,50 Euro deutlich unter dem Preis der anderen Weine liegt und wir dachten, dass er somit nicht vergleichbar wäre. Im Glas hat der noch junge Wein jedoch bereits eine hohe Viskosität mit kirschroter Farbe. Das Bouquet ist geprägt von Kirsche, Fleisch und süßlichen Marmeladen- und Vanillenoten sowie Kakao und schwarzer Pfeffer. Die Tannine sind schön sanft, der Körper medium und die Länge erstaunlich lang. Dieser Wein hat uns positiv überrascht und wir hätten nicht gedacht, dass solch ein preiswerter Wein durchaus mit so manchem Wein der Verkostung mithalten kann. Definitiv ein Kauf-Tipp bei kleinerem Budget!
Alles in allem haben wir den Visionaire als unseren Favoriten der zweiten Runde auserkoren, da uns seine Komplexität und die lang anhaltenden Aromen am besten für das Weihnachtsfest gefallen haben.
Der Süden von Europa – Italien & Spanien
In der dritten Verkostungsrunde haben wir uns nach Italien und Spanien gewagt uns insgesamt fünf Rotweine verkostet. Eröffnet hat diese Runde der Regolo, Jahrgang 2012, vom Weingut Sartori. Dieser kostet im Verkauf etwas über 10€ VK. Im Glas ist der Wein hellrot, worauf wir bereits einen etwas leichteren Wein im Geschmack erwartet haben. Bereits beim Riechen im Glas macht der Wein durch florale Aromen auf sich aufmerksam. Nach dem ersten Schluck erzeugt der Regolo bereits das erste Wow-Gefühl, das sicherlich durch seine Kombination aus Leichtigkeit und Aromenvielfalt entsteht. Wir haben einige Kirsch-, Himbeer- und Erdbeeraromen herausgeschmeckt, sowie herbe Tabakoten. Die Tannine sind ausgewogen und der Geschmack hält lange auf dem Gaumen an.
Nach solch einem tollen Wein hat es der nachfolgende Wein sehr schwer gehabt. Nächster an der Reihe ist der Elena la Luna des Weinguts Sarotto aus dem Piemont in Italien. Mit einem Preis von 22 Euro ist dieser sicher einer der teureren Weine unseres Tastings. Im Glas beeindruckt der Elena la Luna bereits durch seine hohe Viskosität und die dunkelrote, lilane Farbe. Doch nicht nur optisch, sondern auch in der Nase und auf dem Gaumen ist dieser Wein eine echte Freude. Noten von Marmelade, Schokolade und Vanille bringen eine intensive Nase und einen vollen Geschmack auf dem Gaumen, der relativ lang anhält. Durch seinen vollen Körper und die angenehmen Tannine, ist der Elena la Luna bereits zu diesem Zeitpunkt der Favorit unter den Weinen der dritten Verkostungsrunde gewesen.
Nach nun mittlerweile zwei tollen italienischen Weinen ist es nun wirklich nicht einfach für den dritten Wein in der Runde gewesen. Dieser ist der Valpolicella Classico Superiore des Weinguts Salvaterra in der Toskana mit einem Preis um die 14 Euro. Im Glas ist der Wein bereits weniger intensiv als der Rotwein zuvor und hat eine mittlere Viskosität. Auf dem Gaumen haben wir – ganz erfrischend für den Abend – einen Hauch von Tomate erkennen können zusammen mit fleischigen Aromen und Erdbeernoten. Der Geruch des Weins ist allerdings leider nicht so intensiv.
Zu guter letzt haben wir noch zwei Spanier probiert. Angefangen haben wir mit dem Weingut Bai Gorri und deren Belus, der ca. 16,50€ in VK kostet. Im Glas ist der Belus deutlich dunkelroter als der Italiener zuvor. Die Nase ist ebenfalls deutlich voller, allerdings überzeugt uns hier der Geschmack nicht so sehr, da wir die Aromenvielfalt vermissten und lediglich Pflaumennoten hervorschmecken können. Die Tannine und der Alkohol sind sehr stark und der Geschmack hält leider nicht lang genug an. (Auch als wir den Wein am nächsten Tag nochmals separat verkostet haben, sind wir noch nicht ganz so überzeugt wie bei den restlichen Weinen gewesen).
Als allerletzten Wein des Abends haben wir den Ferral des Weinguts Celler Castellet aufgemacht. Der Ferral liegt preislich bei um die 20€ VK. Im Glas deutlich kräftiger und roter als der Belus zuvor, haben wir auf einen würdigen Abschluss des Weintastings gehofft. Die Nase ist sehr intensiv mit herben Gerüchen von Fleisch und Tabak, die durch Noten von Pflaumen und Brombeeren etwas aufgehoben werden. Der Geschmack des Weines ist leider auch nicht allzu langanhaltend, die Tannine jedoch deutlich angenehmer als beim Wein zuvor.
Als Abschluss von Runde drei müssen wir ehrlich zugeben, dass es nach dem Elena la Luna jeder andere Wein schwer hatte mitzuhalten. Nach unserem Geschmack ist der Wein ein perfekter Festtagswein, was jedoch nicht bedeutet, dass die anderen Weine nicht gut sind.
Das finale Fazit
Welcher der perfekte Festtagswein ist, ist eine schwierige Frage und hängt sicher nicht nur vom eigenen Geschmack, sondern auch vom Geschmack der Gäste, dem passenden Essen und dem Budget ab. Mit einem guten Mix aus verschiedenen Ländern und Rebsorten, ganz egal ob Merlot, Shiraz oder gar ein guter Spätlese Wein, geht sicherlich nichts schief und die Festtage können zu einem freudigen Ereignis werden.
Außergewöhnlicher Wein: Vertigo – Weingut Edlmoser – Österreich
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Preis-Leistungs-Sieger: Visionaire – Holden Manz – Südafrika
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Eleganter-Alleskönner: Elena la Luna – Sarotto – Italien
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Merry Christmas und eine schöne Vorweihnachtszeit!