Was ist Spätburgunder?
Seinen Namen verdankt der Spätburgunder, wie sich bereits vermuten lässt, der Tatsache, dass er unter den Burgundersorten (Grauburgunder, Weißburgunder) derjenige ist, der in der Regel am spätesten gelesen wird. Seit Beginn der 90er Jahre hat diese Rebsorte den Weg und die Beliebtheit aus den etwas kühleren Anbauregionen des Burgunds zu uns nach Deutschland gefunden. Was in Deutschland als Spätburgunder bezeichnet wird, heißt in Frankreich Pinot Noir. Über den Unterschied streiten sich Weinkenner. Fest steht jedoch, dass es sich um die gleiche Rebsorte handelt, die basierend auf Wetterbedingungen und Ausbau unterschiedlich kräftig sein kann.
Hierzulande wird der Spätburgunder in den größten Weinbauregionen, vor allem aber in Baden, in der Pfalz, in Rheinhessen, Württemberg sowie im Rheingau angebaut. Im Gegensatz zu anderen Rebsorten erfordert der Spätburgunder allerdings höchste Sorgfalt vom Winzer, denn er hat spezielle Ansprüche an Boden und Klima.
Ursprung und Geschichte
Der Spätburgunder zählt zu den frühesten, aus den Wildreben im westlichen Mitteleuropa ausgelesen Sorten. Es handelt sich um eine sehr alte Sorte, die es möglicherweise seit 2000 Jahren gibt. Im Jahr 884 brachte Karl III. einige Rebstöcke aus dem Burgund unter dem Namen „Clävner“ an den Bodensee. In Burgund selbst wurde die bereits lange vorher kultivierte Rebsorte erstmals schriftlich in einem Dokument aus dem Jahr 1375 erwähnt.
In Deutschland verbreitete sich die Rebsorte in größeren Zeitabständen. Im 13. Jahrhundert wurde sie im Rheingau angepflanzt, im 16. Jahrhundert in der Pfalz und im 18. Jahrhundert soll die Sorte schließlich aus dem französischen Burgund an die Ahr gebracht worden sein. Einen nicht unbeachtlichen Bedeutungszuwachs erlangte die Rebsorte vor ca 150 Jahren – Mit der Ausweitung der Sektproduktion, für die man reine Burgunderweine anpflanzte. Gekeltert als Spätburgunder weiß, rosé oder rot gehört er neben der Rebsorte Riesling zu den begehrtesten Grundweinen für Sekt
Spätburgunder – Ausbau und Geschmack
Spätbrugunder wird hauptsächlich als trockener Rotwein, unter anderem aber auch für die Produktion von Sekt ausgebaut. Aus unmittelbar nach der Lese ausgepressten dunklen Trauben wird so auch der als „Blanc de Noirs“ bekannte Weißwein produziert. Neben den traditionellen Spätburgundern werden heuzutage ebenfalls moderne Typen gekeltert. Die traditionellen Vertreter ergeben aufgrund des Einsatzes hochreifer Trauben einen milden, gerbstoffarmen Wein mit wenig Farbintensität. Moderne Weine kennzeichnen sich durch eine intensivere Farbe, beinhalten mehr Gerbstoffe und entsprechend weniger Säure. Während die traditionellen Spätburgunder in Barriques gelagert werden und entsprechend Noten von Zimt und Vanille annehmen, lagert man die modernen Vertreter meist nur kurzzeitig in kleineren Eichenfässern.
Typisch ist seine im Vergleich zu einem Merlot oder Cabernet Sauvignon deutlich hellere Farbe. Experten beschreiben die Farbe des Spätburgunders oftmals als rostrot bzw. rubinrot mit violetten Nuancen. Für Weineinsteiger ist er wohl am einfachsten daran zu erkennen, dass er erstaunlich klar im Glas ist und man durch ihn fast hindurch sehen kann.
Bei den meisten Spätburgundern kann man deutliche Aromen von Kirsche heraus schmecken. Die meist mittel bis hohe Säure – vor allem bei deutschen Vertretern – gepaart mit den Fruchtnoten vermittelt den Geschmack von Cranberries und kann manchmal auch mit etwas fruchtigeren Nuancen von Himbeere enden. Je nach Ausbau – ob im Holz oder nicht – kann der Spätburgunder weitere Noten annehmen. So zum Beispiel Vanille, Nelken, Lakritz oder Pilze aber auch ledrige, erdige Aromen. Wenn Dir die Geschmacksbeschreibung des Spätburgunders gefällt, solltest Du auf jeden Fall auch einmal einen Bacchus probieren, welcher vor allem durch seine fruchtigen Noten überzeugt. Auch eine aromatische Spätlese könnte Dir gefallen.
Wer auf einen gehaltvollen Rotwein mit breitem Körper steht, könnte zunächst etwas enttäuscht vom Spätburgunder sein, denn dieser wird in Deutschland elegant und filigran mit sanften Tanninen und samtiger Struktur ausgebaut.
Anbau von Spätburgunder
Für den An- und Ausbau von Spätburgunder ist eine besonders schonende und sensible Behandlung erforderlich. Entsprechend verlangt die Sorte extreme Sorgfalt und stellt hohe Ansprüche an das Klima und den Boden. Bei optimalen Wuchsbedingungen läuft die Sorte zur Hochform auf und bringt regelmäßige, mittelhohe bis hohe Erträge.
Klima
Die dünne und feine Schale macht die Traube empfindlich gegenüber zu hohen und zu niedrigen Temperaturen. Entsprechend sollten beim Anbau Temperaturschwankungen ausdrücklich vermieden werden. Stärkere Temperaturschwankungen führen zur Verkümmerung der Beerenfrüchte. Da die Reben des Spätburgunders schon sehr früh ihre Triebspitzen ausbilden, sind diese besonders durch den Spätfrost gefährdet.
Boden
Am besten gedeiht die Sorte auf tiefgründigen, warmen, mittelschweren und fruchtbaren Böden mit guter Wasserversorgung. Tiefgründig bedeutet in dem Fall, dass die Reben die Chance haben, weit nach unten zu wurzeln. Optimal sind hier Böden, die bis mindestens 50cm Tiefe keine Sperrschichten oder tote Bodenschichten aufweisen, durch die die Rebe nicht oder nur schwer wurzeln kann. Schwere Böden sind für den Anbau des Spätbrugunders nicht geeignet. Die besten Erträge bringt die Sorte auf kalkhaltigen Böden.
Lagen
Die Sorte benötigt frühe und gute Lagen. Am besten gedeiht die edle Rebsorte in den sogenannten Rieslinglagen. Ideal für den Anbau sind außerdem die Südhänge in den eher kühleren Weinbaugebieten. Zu finden sind diese Gegebenheiten vor allem in den meisten deutschen Weinbaugebieten sowie im französischen Burgund.
Die bedeutendsten Anbaugebiete weltweit
Das größte Anbaugebiet ist Frankreich mit etwa 30.000 ha. Kalifornien folgt mit rund 16.500 ha auf Platz zwei.
Nach seiner französischen Heimat und den USA liegen die Weinbaugebiete in Deutschland mit ca 12.000 ha weltweit an dritter Stelle. Das entspricht einem Anteil von etwa 11 Prozent der Gesamtrebfläche. Die meisten Spätburgunder Reben mit einer Rebfläche von 5300 ha wachsen in Baden in der oberrheinischen Tiefebene am Kaiserstuhl. Daneben zählen die Pfalz (1.700 ha), Rheinhessen (1.500 ha), Württemberg (1.300 ha) sowie der Rheingau (390 ha) und die Ahr (370 ha) zu den wichtigen Anbaugebieten für Spätburgunder in Deutschland. In allen Anbaugebieten, mit Ausnahme der Mosel, zählt er zu den „Classic“-Rebsorten, womit dieser hochwertige Rotwein in die Reihe sortenreiner, regionaltypischer Weine eingestuft wird.
Weitere bedeutende Anbaugebiete mit 4.500 bis 6.500 ha Fläche liegen in Moldawien, Italien, Neuseeland, Australien und der Schweiz.
Kleinere Rebflächen mit einer Anbaufläche von 100 bis 1800 ha sind in Argentinien, Algerien, Chile, Rumänien, Ungarn, Südafrika, Ukraine, Kanada, Österreich, Russland, England und Spanien zu finden.
Sortenmerkmale
Die Blätter des Spätburgunders zeichnen sich durch folgende ampelographische Sortenmerkmale aus:
- offene, weißlich, hellgrüne und stark behaarte Triebspitze
- anfangs spinnwebig behaarte, später beinahe unbehaarte Jungblätter
- mittelstarker Triebwuchs
- mittelgroßes, wenig gebuchtetes Blatt mit blasiger Oberfläche
- Blattform: gleichseitiges Fünfeck; drei- bis fünflappig und fein gezähnt
Die Trauben zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:
- walzenförmige, selten geschultert, mittelgroß und dichtbeerig
- klein bis mittelgroße rundliche bis ovale Beeren
- dunkelblau bis violett gefärbt
- dünne und sehr empfindliche Beerenschale
- sehr saftreiches Fruchtfleisch
Wie trinkt man Spätburgunder und was passt am besten dazu?
Man könnte durchaus sagen, dass der Spätburgunder so manche Geister scheidet. Nichtsdestotrotz sollte sich jeder einmal an einen deutschen Spätburgunder herantrauen und sich auch noch auf einen zweiten Schluck einlassen. Einige lieben ihn, andere können gar nichts mit ihm anfangen. Sicher ist jedoch, dass man sich Schluck für Schluck der Faszination dieses eleganten Rotweins nähern kann, denn aus ihm entstehen mitunter die besten Rotweine der Welt. Durch seine knackige Säure lässt er sich sehr gut lagern und überzeugt weltweit mit vielen gereiften Jahrgängen. Wie Du deinen Wein lagern solltest, haben wir vor einiger Zeit in einem Beitrag einmal näher beleuchtet.
Wer schon etwas fortgeschrittener ist und sich das perfekte Glas für einen Spätburgunder gönnen möchte, sollte ein Glas mit dickem Bauch und nicht allzu länglicher Form wählen.
Was könnte nun den Genuss von Spätburgunder noch vollenden? Natürlich das passende Essen: Rehrücken, Rouladen, Käseplatte mit Compté, einem milden Camembert und einem leichten, weichen Ziegenkäse.
Bekannte Spätburgunder Rotweine
Hauptanbaugebiete für Spätburgunder in Deutschland sind vor allem Baden, die Pfalz, die Ahr, Württemberg und Rheinhessen. Zu den bekannten Spätburgundern aus dem Ahrtal zählen bspw. Meyer Näkel sowie die Dagernova Spätburgunder. Hier möchten wir unbedingt anmerken, dass es sich um folgende Vertreter nicht um die qualitativ hochwertigsten, aber erschwinglichen Weine handelt. Diese könnt Ihr vor allem im Lebensmitteleinzelhandel finden.
Affentaler Spätburgunder
Das Rebland der Affentaler Winzergenossenschaft erstreckt sich vom Oberrheintal über die Hügel der Vorbergzone bis hin zum Schwarzwaldmassiv. Insbesondere der Affentaler Spätburgunder erlangt durch die optimale Lage der Reben in den Steillagen seine persönliche Note: Sein reifes und an Kirschen und Waldfrüchten erinnerndes Aroma, seine fruchtige Fülle und seine zarte Süße machen ihn einzigartig. Den Affentaler Spätburgunder bekommt ihr unter anderem bei Edeka: Zum Shop.
Meyer Näkel Spätburgunder
Das Weingut Meyer Näkel aus Dernau an der Ahr produziert Rotweine, die von der Qualität stark an die französischen Pinot Noirs erinnern. An den Steilhängen des Ahrtals wachsen hauptsächlich Spätburgunderreben. Aufgrund des einzigartigen Geschmacks und des exklusiven Terroirs gilt das Weingut unter Weinkennern als Botschafter für ausdrucksstarke, pfälzische Spätburgunder.
Die Meyer Näkel Spätburgunder gibt es unter anderem bei Hawesko: Zum Shop
Alde Gott Spätburgunder
Dieser stammt aus dem badischen Sasbachwalden von der Winzergenossenschaft Alde Gott. Durch seine relativ kurze Lagerung im Eichenfass und durch die traditionelle Maischegärung gehört der Alde Gott Spätburgunder zu den edlen Vertretern der Winzergenossenschaft. Er zeichnet sich aus durch seinen kräftigen Geschmack und seine Aromen, die an Kirschen, Pflaumen und Heidelbeeren erinnern.
Dagernova Spätburgunder
Die Dagernova Weinmanufaktur, eine Winzergenossenschaft im Ahrtal, steht für Tradition, Qualität und Innovation. Der Dagernova ist ein sehr ausgewogener Spätburgunder und zeichnet sich durch seinen feinen, typischen Duft nach Veilchen und Erdbeeren aus. Er wird als idealer Gesellschaftswein für jeden Anlass mit einer harmonischen Restsüße beschrieben.
Preis und Qualität von Spätburgunder
Durch seine anspruchsvolle Art und die benötigte Sorgfalt beim Anbau und der Verarbeitung zählt der Spätburgunder zu den teureren Rebsorten. Die gute Nachricht für alle: Es gibt ihn jedoch auch unter 10 Euro zu kaufen! Viele kleinere Winzer, so z.B. das Weingut Schweickardt aus Rheinhessen, stellen sehr gute, für Einsteiger geeignete Spätburgunder her.
Wer bereit ist etwas mehr für eine Flasche auszugeben, sollte sich u.a. die Weingüter Knipser, Philipp Kuhn und Georg Breuer etwas näher ansehen. Nach oben sind dem Genuss dann wahrhaftig keine Grenzen gesetzt – für ein Großes Gewächs (GG) ist man schnell mal mit deutlich über 100 Euro pro Flasche dabei!