Das Weingut Campo alla Sughera aus der Toskana hat mir zu meiner großen Freude drei Rotweine ihres Sortiments zum probieren zur Verfügung gestellt. In diesem Bericht findet ihr die Bewertung aller drei Weine sowie Empfehlungen zu food pairings.
Die Weine im Überblick
Adèo 2015: Spannender Rotwein mit pfeffriger Note, der noch einiges verspricht
Adèo 2014: Schöner Rotwein mit komplementären Aromen, die sich noch weiter entfalten können
Arnione 2013: Wein mit ausgereiftem Charakter, schöne Fülle, geeignet für Genießer
Adèo 2015 – würzig frecher Rotwein
Der erste Wein meines Tastings war der Adèo Bolgheri Jahrgang 2015, somit unter den drei Weinen der jüngste Jahrgang. Der Adeo 2015 hat einen Alkoholgehalt von 14,0 vol.% und preislich dürfte er um die 17,00 Euro liegen.
Im Glas erinnerte mich der Adeo 2015 an Kirschsaft, da der Wein klar war und farblich Kirschen sehr ähnelte. Es schien, als wären an den Rändern des Weines orange Kanten zu erkennen , die eigentlich eher bei älteren Jahrgängen zum Vorschein kommen.
In der Nase bestätigte sich die optische Assoziation, da der Wein auch hier ein Aroma von Kirschen transportierte. Darüber hinaus konnte man Noten von Himbeeren herausriechen.
Ich habe den Wein an 2 Tagen probiert. Am ersten Tag kurz nach dem Aufmachen war der Wein noch kantiger und eröffnete mir noch nicht seine komplette Vielfalt. Was am ersten Tag noch nicht ganz rund war wurde am zweiten Tag deutlich besser. Der Adeo 2015 ist ein Wein, der viele Facetten in sich birgt, die meiner Ansicht nach wahrscheinlich erst in den nächsten Jahren voll im Glas zum Vorschein kommen. Bei meinem ersten Schluck wurde ich sofort von der scharfen Würze überrascht, die im Wein steckt und auf der Zunge ein ähnliches Gefühl wie Pfeffer hinterlässt. So etwas habe ich selten bei einem Wein so prominent hervorgeschmeckt. Im Abgang waren die Tannine durchaus kräftig, wobei die Balance der Tannine am zweiten Tag deutlich harmonischer war. Eine weitere Überraschung, die der Wein auf dem Gaumen bereitete war der Hauch einer Amarenakirsche, der immer deutlicher herauszuschmecken war je mehr man sich auf das Aroma konzentrierte.
Aufgrund seiner spannenden Würze würde ich folgende Gerichte als Pairing empfehlen:
Rosa Entenbrust mit Cassis-Feigen und Pastinaken-Püree
Leichter Erdbeer-Spargel-Salat
Insgesamt hat mir der Jahrgang 2015 des Adeo Rotweins vom Weingut Campo alla Sughera sehr gut gefallen. Da er noch ein junger Jahrgang ist würde ich in jedem Fall eine Flasche noch 1 bis 2 Jahre lagern und warten welche Überraschung der Wein dann offenbart. Er eignet sich dennoch auch schon gut zum sofort trinken.
Adèo 2014 – unerwartete Aromen im Abgang
Der zweite Rotwein des Weinguts Campo alla Sughera war der Adèo 2014. Diesen habe ich online für 16,90€ gefunden. Wie auch schon der jüngere Jahrgang hat der Adèo 2014 einen Alkohlgehalt von 14 Vol. %
Der Wein sah im Glas etwas dicker in der Konsistenz aus als der Jahrgang 2015. Er schimmerte rubinrot mit einem Mix von Kirschfarbe und Johannisbeere.
In der Nase war der Wein kurz nach dem Öffnen noch etwas beißend. Dies wurde mit einiger Zeit im Glas besser, sodass man Brombeeren erkennen konnte. Ganz zu Beginn hatte ich zudem noch die Assoziation vom Duft roter Wildrosen in der Nase.
Auch diesen Wein habe ich an zwei Tagen probiert und wie auch schon bei dem jüngeren Jahrgang wirkte der Wein am zweiten Tag noch runder. Ich finde es toll, wenn Weine nicht gleich von Anfang an alle Aromen offenbaren, da man sie nach und nach mit jedem Schluck weiter entdecken kann. So ist es auch bei dem Adèo 2014 – er hat eine leichte pfeffrige Würze des Jahrgangs 2015 mit ausgeglichenen Tanninen, die sich mit Tabakaromen vereinen. Im Abgang wurde ich vom Wein von zwei komplett unterschiedlichen Aromen überrascht. Zum einen dem Geschmack von Eisen, der bei manchen Schlücken doch sehr deutlich war. Zum anderen einem angenehm, leicht süßlichen, Geschmack von Karamell, den ich zuerst gar nicht mit diesem Wein in Verbindung gebracht hätte.
Zu diesem Wein würde ich eine Aromakombination vorschlagen, die die Widersprüchlichkeit des Weines unterstreicht – Salat aus Orangen und Feigen auf Rucola und Radicchio. Als Kontrast dazu passt die außergewöhnliche Kombination von Chorizo und Erdbeer Bruschetta mit Basilikum.
Der Adèo 2014 vom Weingut Campo alla Sughera ist ein toller Wein, der tolle Aromen entfaltet, wenn man ihm die Zeit im Glas gibt. Er lässt sich gut sofort trinken, aber auch hier wäre es spannend zu sehen wie er sich in den nächsten Jahren weiterentwickelt.
Arnione 2013 – ein würdiger Wein für Genießer
Nun aber zum 3. Wein des Weinguts Campo alla Sughera. Es handelt sich hierbei um den Arnione 2013. Online habe ich bisher noch keine Seite gefunden, auf der dieser Jahrgang des Weins verkauft wird. Preislich dürfte er jedoch ähnlich wie seine Vorgänger um die 30 Euro liegen.
Der Arnione 2013 ist ein Cuvée aus 40% Cabernet Sauvignon, 20% Cabernet Franc, 20% Merlot und 20% Petit Verdot. Die Trauben werden für den Arnione von Hand gelesen – jeweils in 15kg Kisten. Der Ausbau des Weines findet für ca. 18 Monate in neuen französischen Eichenfässern statt. Danach reift der Wein weitere 18 Monate in der Flasche. Der Jahrgang 2013 des Weines besitzt einen Alkohlgehalt von 14,5 Vol. %.
Im Glas ist der Wein Kirsch und Himbeerfarben. Seine Textur wirkte klar, d.h. man konnte noch etwas durch ihn hindurchsehen. An den Rändern konnte man leichte rost-rote Färbungen erkennen, was durch die lange Reifung des Weines bedingt ist.
Kurz nach dem Öffnen war der Geruch sehr alkoholisch, weshalb ich mich entschied dem Wein noch etwas Zeit im Glas zu geben. Ich habe den Wein aus einem Gabriel Glas getrunken, das mit seinem dünnen Glas das Aroma des Weines unterstützt. Nach ca. 10 Minuten konnte man deutlich mehr Facetten in der Nase erkennen. Beim ersten Riechen ist mir sofort der Geruch von reifen Himbeeren in die Nase gestiegen. Nach ein bis zwei weiteren Versuchen konnte ich zudem Geruchsnoten von Veilchen und Tabak erkennen, sowie den Duft getrockneten Pflaumen. Etwas später gesellte sich ein Hauch schwarzer Pfeffer hinzu.
Auf der Zunge habe ich auch als erstes die Himbeernoten herausgeschmeckt. Für mich war es der erste Rotwein, mit dem ich so intensiv Himbeeren assoziiert habe. Der Arnione besitzt ein schönes Mundgefühl, der Gaumen wird samtig umspült. Weitere Facetten des Weins waren wie auch schon im Geruch angedeutet konnte man fruchtige getrocknete Pflaumen herausschmecken, aber auch den Geschmack von reifen Walderdbeeren erhaschen. Zu diesen fruchigen Aromen paart sich elegant eine etwas herbere Tabaknote, die dem Wein einen interessanten Kontrast gibt. Im Abgang überrascht der Arnione nochmals mit einer leich pikanten Pfefferkomponente.
Aufgrund seines tollen Eigencharakters würde ich den Wein am besten zu einer gemischten Platte Käse empfehlen. Es sollte auf jeden Fall ein reifer Bergkäse dabei sein, ein weicher Camembert und ein Ziegenkäse. Gut könnte auch noch ein Stück italienischer Taleggiokäse dazupassen. Wer nach einer anderen Pairing Option sucht sollte folgendes ausprobieren: Steinpilz-Graupenrisotto oder Spaghetti mit Kapern und Zitrone.
Alles in Allem ist der Arnione ein herausragender Wein, der Power mit sich bringt und tolle Geschmacksfacetten hat. Ich bin ein großer Fan von Weinen, die sich mit der Zeit im Glas verändern und immer wieder überraschen. Dem Arnione gelingt dies in jedem Fall. Von mir eine klare Weiterempfehlung!
Das Weingut Campo alla Sughera zeigt durch diese drei Weine ausdrücklich wie vielseitig ihre Weine sein können. In meinen Augen sind alle verkosteten Weine des Weinguts sehr spannend ausgebaut mit vielseitigem Charakter. Wer sich auf die Weine einlässt und sich Zeit beim Verkosten lässt kann eine spannende Reise durch verschiedenste Aromen erleben.