Die Spätlese ist ein besonderes Prädikat für Wein und hauptsächlich bekannt durch ihre leichte Restsüße. Doch was steckt wirklich hinter dieser Auszeichnung und wie wird dieser besondere Wein überhaupt hergestellt?
Spätlese Wein – Was bedeutet das?
Die Qualitätsstufe „Spätlese“ zählt zu den bekanntesten Auszeichnungen eines Weines. Dabei bezeichnet der Begriff „Spätlese“ eines von fünf Prädikaten, weshalb Weine dieser Qualitätsstufe auch als Prädikatsweine oder Qualitätswein mit Prädikat (QmP) bezeichnet werden. Entscheidend für die Vergabe einer solchen Auszeichnung ist die Maßeinheit Grad Oechsle, welche das Mostgewicht der Trauben bei deren Lese misst. Ein höheres Mostgewicht bedeutet gleichzeitig einen höheren Zuckergehalt in der Traube. Je nach Höhe des Mostgewichtes werden die verschiedenen Auszeichnungen bzw. Prädikate vergeben. Das Mindestmostgewicht der Spätlese liegt bei etwa 85-95 Grad Oechsle und ist teilweise abhängig von der Region des Weines.
Die Geschmacksrichtungen des finalen Weines in der Flasche reichen dabei von trocken bis süß. Das Prädikat Spätlese steht entsprechend für reife und vor allem elegante Weine mit feinen Frucht-Nuancen, die etwas später (frühestens 7 Tage nach der Hauptlese) geerntet werden.
Weitere Prädikate, die ein Wein verliehen bekommen kann sind Kabinett, Auslese, Beerenauslese oder Trockenbeerenauslese (Reihenfolge aufsteigend mit der Qualität). Wir haben Dir hier einmal eine gute Übersicht über die Qualitätsstufen Deutscher Weine herausgesucht:
Die Geschichte des Spätlese Reiters
Die Bezeichnung „Spätlese“ entstand Ende des 18. Jahrhunderts durch einen Zufall im bekannten deutschen Weinanbaugebiet Rheingau. Da das damalige Schlossgut Johannisberg in Fremdbesitz war, brauchte es für die Ernte eine Erlaubnis, welche jedes Jahr durch einen berittenen Boten erteilt wurde. In einem Jahr verspätete sich der Bote allerdings, sodass die Weintrauben schon als verloren geglaubt wurden. Schließlich waren sie mittlerweile von der Grauschimmelfäule befallen. Letztendlich wurden die Trauben doch noch geerntet und zu Wein weiterverarbeitet. Dieser stellte sich im folgenden Jahr als besonders hochwertig heraus. Der Bote wurde entsprechend bekannt als der Spätlese-Reiter, welcher noch heute als Denkmal im Schloss Johannisberg steht. Es wurde ihm mittlerweile sogar ein eigener Comic gewidmet: Karl – Der Spätlesereiter.
Wie schmeckt Spätlese Wein?
Den besonderen Geschmack hat das Prädikat also der Entdeckung des besonderen Nutzens der Grauschimmelfäule zu verdanken. Ganz im Gegensatz zum Bacchus – Dieser veträgt die Botrytis nämlich überhaupt nicht. Die Grauschimmelfäule löst auf die Trauben die sogenannte Edelfäule (Botrytis cinerea) aus. Diese Edelfäule erzeugt kleinste Löcher in der Schale der Trauben, durch welche bei warmen Temperaturen Flüssigkeit austritt. Die Folge: Die Trauben werden schrumpelig. Gleichzeitig erhöht sich die Konzentration in der Traube und es entsteht ein erhöhter Zuckergehalt. Dieser ist indirekt auch ein Kriterium, ab wann ein Wein als Spätlese bezeichnet werden darf. Zusätzlich dazu gibt es bestimmte Termine im Jahr, ab wann die Trauben gelesen werden dürfen. Die endgültigen Bedingungen für die Bezeichnung sind allerdings von Weinanbaugebiet zu Weinanbaugebiet etwas anders.
Die meisten Spätlese-Weine sind dementsprechend auch restsüße Weine. Es gibt allerdings auch trockenere Varianten, welche meist mit dem Zusatz „trocken“ auf dem Etikett gekennzeichnet werden.
Was passt am besten zum Spätlese Wein?
Spätlese Weine stellen das ideale Pendant zu würzigen Gerichten dar. Ein trockener Spätlese Wein passt perfekt zu kräftigen, stark gewürzten Speisen wie einem dunklen Braten vom Rind oder Lamm. Edelsüße Varianten sind der ideale Begleiter zu süßen Speisen wie Eis, Sorbet, diversen Cremes, Mousse oder Früchten. Einen Spätlese Riesling können wir uns sehr gut zu Hummer, Fisch, Schwein und geräuchertem Fleisch vorstellen. Ebenso können restsüße Spätlesen ein gutes Pendant zu leicht scharfen Gerichten sein.
Preis und Qualität von Spätlese Weinen
Das Prädikat Spätlese wird ausschließlich aus Trauben einer zugelassenen Rebsorte aus einem einzigen Anbaugebiet hergestellt. Es darf außerdem keine Chaptalisation (Erhöhung des endgültigen Alkoholgehalts von Wein durch Zugabe von Zucker zum Traubensaft oder Most vor bzw. während der Gärung) angewandt werden. Die Spätlese liegt von der Weinqualität und ihrem Mindestmostgewicht zwischen Kabinett und Auslese.
Überwiegend lassen sich Prädikatsweine der Spätlese in einer Preisklasse zwischen 8 und 20 Euro pro Flasche einordnen. Beachte aber: Ein hoher Preis steht nicht gleich für gute Qualität eines Spätlese-Weines.
Herstellungs- und Qualitätsnormen
Seit 1971 sind für alle Weine der Prädikatsstufen bestimmte Herstellungs- und Qualitätsnormen zu beachten. Diese haben wir Dir einmal stichpunktartig zusammengefasst:
- Anmeldung zur Leseprüfung (= offizielle/amtliche Prüfung des vorliegenden Rebgutes in Bezug auf dessen Gesundheit und Reife)
- Trauben dürfen erst nach der allgemeinen Lese gelesen werden
- Trauben müssen ein Mindestmostgewicht von 86° Oechsle überschreiten
- Anreicherung der Moste durch Zugabe von Zucker ist in Deutschland grundsätzlich verboten
Das Zugeben von Zucker zum Most ist auch bei allen anderen Prädikatsweinen in Deutschland nicht gestattet. Ganz im Gegensatz zu Frankreich: Hier ist es vergleichsweise normal, sogar hochqualitativen Weinen dem Most Zucker zuzusetzen.
In kühleren Weinanbaugebieten in Deutschland, bspw. an der Mosel kann es passieren, dass die Moste nicht vollständig durchgären. Insbesondere hier gibt es traditionell noch Spätlesen mit hoher Restsüße. Im Laufe der Jahre wurden immer mehr Spätlesen vorwiegend trocken ausgebaut, sodass ein Großteil des Zuckers vergoren ist. Diese sind auf dem Etikett in der Regel mit dem Zusatz „trocken“ versehen. Ist dieser Hinweis nicht vorhanden, kannst Du davon ausgehen, dass der Wein über eine relativ hohe Restsüße verfügt.
Bekannte Spätlese Weine
Riesling Spätlese
Im Gegensatz zu einem normal trocken ausgebauten Riesling zeichnet sich die Riesling Spätlese durch eine hohe Fruchtkonzentration und ein markantes Traubenaroma aus. Riesling Spätlesen sind ein ideales Pendant zu würzigen, aber auch fruchtigen Speisen. Halbtrockene bis liebliche Riesling Spätlesen harmonieren wunderbar mit Frischkäse. Fruchtig süße Vertreter können wir uns als ideales Pendant zu fruchtigen Desserts vorstellen. An dieser Stelle möchten wir Euch gern die 2018er Spätlese vom Weingut Dr. Loosen aus der „Wehlener Sonnenuhr“ ans Herz legen – Eine edelsüße Riesling Spätlese mit hohem Genusspotenzial: Zum Shop.
Kerner Spätlese
Die Rebsortenzüchtung „Kerner“ entstand 1929 durch die Kreuzung von rotem Trollinger und weißem Riesling. Die Rebsorte wird in allen Qualitätsstufen bis zur Auslese angeboten und entsprechend ausgebaut. Fruchtig süße Kerner Spätlesen passen besonders gut zu Desserts auf Apfelbasis. Eine Kerner Spätlese vom Weingut Manz aus Rheinhessen kann bspw. hier erworben werden: Zum Shop.
Gewürztraminer Spätlese
Der Gewürztraminer gehört zu den hochwertigsten und ältesten Weinsorten der Welt. Der herb-würzige Fruchtgeschmack macht den Gewürztraminer zu einer Sorte für Liebhaber aromatischer Weine. Süße Gewürztraminer Spätlesen und edelsüße Auslesen passen sehr gut zu aromatischen Desserts mit Noten von Marzipan und Schokolade. Eine 2018er Gewürztraminer Spätlese vom Weingut Knipser aus der Pfalz kannst Du hier erwerben: Zum Shop.
Huxelrebe Spätlese
Die Rebsortenzüchtung „Huxelrebe“ entstand 1927 durch die Kreuzung aus den beiden Weißweinsorten Elbling und Courtiller Musqué. Hauptverbreitungsgebiete sind Rheinhessen (290 ha) und die Pfalz (120 ha). Die Rebsorte kann einerseits bei entsprechendem Anschnitt Rekorderträge bringen. Andererseits ist sie als Quelle höchst raffinierter Süßweine mit enormem Lagerpotenzial bekannt. Letztere eignen sich perfekt als Aperitif oder zum Dessert. Eine Huxelrebe Spätlese vom Weingut Manz aus Rheinhessen kannst Du unter anderem hier kaufen: Zum Shop.
Unsere Empfehlungen
Auch wir trinken natürlich gerne einen Wein dieser besonderen Art. Aktuell haben wir eine Spätlese des Weinguts Allendorf aus dem Rheingau bei uns liegen. Die Verkostungsnotizen dazu gibt es natürlich auch, sobald wir die Flasche geköpft haben.