Denkt man an italienische Rotweine, so kommen einem schnell diverse Namen in den Kopf: Montepulciano, Barbera, Primitivo, Sangiovese…Doch Italien hat neben den bekannten Vertretern noch einige spannende autochtone Rebsorten zu bieten, die sich in den deutschen Weinregalen meistens etwas verstecken oder nur in ausgewählten Läden zu finden sind.
Umso spannender war es für uns, als wir kürzlich vom Weingut Torrevento zu einer Vertikale ihrer Weine eingeladen wurden. Das Weingut Torrevento liegt im nördlichen Teil von Apulien, genauer gesagt im Murge Plateau, das sich durch seine Kalksteinböden auszeichnet. Wir hatten das Vergnügen den derzeitigen Eigentümer des Weingutes kennenzulernen und 7 verschiedene Jahrgänge des Vino Nero di Troia zu verkosten.
Nero di Troia ist eine autochtone Rebsorte, die fast untergegangen wäre, da sie in Apulien in den 80er Jahren durch ertragreiche Massenwein-Rebsorten ausgetauscht wurde. Die autochtone Rebsorte reift charakteristisch spät und ist insgesamt schwieriger zu handhaben als robustere Rebsorten. Kein Wunder also, dass sie aus diesen Gründen durch andere Rebsorten ersetzt wurde. Ihre Rückkehr in diese Region verdankt sie wohl Francesco Liantonio, der sich zu Beginn seiner Zeit im Weingut dafür eingesetzt hat diese vergessene Rebsorte wieder anzubauen.
Nun aber zum praktischen Teil des Abends. Auf unserer Verkostungsliste standen 7 Weine ausgewählter Jahrgänge zwischen 1997 und 2016 des Vino Nero di Troia. Die Verkostung startete mit einer Fassprobe des 2016er Jahrgangs, die sich noch sehr durch ihre starken Tannine und die prägnante Säure auszeichnete – in der Nase ein Hauch Rose. Die starken Tannine legten sich bereits etwas im Jahrgang 2015, wobei sie immer noch deutlich hervorstachen. Der Jahrgang 2012 des Vigna Pedale Castel del Monte Rosso Riserva war ausgewogener und weicher auf dem Gaumen und hat uns insgesamt mit am besten im Vergleich gefallen. Die charakteristischen roten Früchte, insbesondere Kirsche in der Nase und Johannisbeere auf dem Gaumen, fügten sich schön in das Gesamtkonstrukt des Weines ein. Nice to know: Unter anderem ist auch der Spätburgunder für seine deutlichen Kirscharomen bekannt. Auch ein Merlot ist typischerweise durch ein mildes Kirscharoma gekennzeichnet.
Etwas kräutriger präsentierte sich uns der Jahrgang 2007, der schon fast etwas von Salbei hatte und marmeladig roch, vielleicht sogar etwas von Himbeere und einem Hauch Pfeffer hatte. Dank der Hintergrundinformation, dass es sich bei diesem Jahrgang um einen sehr heißen handelt, ist die marmeladige Eigenschaft wohl nicht mehr verwunderlich. Insgesamt kann man jedoch sagen, dass dem Nero di Troia etwas Abkühlung gut tut, da er sonst plump herüberkommt.
Der wohl beste Wein der Reise durch die Jahrgänge ist der 2004er Jahrgang, dessen Tannine zwar noch stärker waren, jedoch eine gute Balance zwischen Fruchtnoten, Schokolade und Kaffee-Aromen und etwas getoastetem Brot vorherrschte. Jahrgang 2001 und 1997 konnte hiermit leider nicht mithalten, waren jedoch spannend im Vergleich. Hier hatte der Winzer noch etwas ausprobiert und die Weine experimentell in Zement- und Edelstahltanks ausgebaut oder auch in kleinen Holzfässern.
Als kleinen Nachgang wurden uns noch 3 Weine der selben Rebsorte präsentiert, die aus einer anderen Lage stammten, in der auf 7ha 100% des gleichen Clons der Rebsorte Vino di Troia angebaut werden. Die Weine der Jahrgänge 2011, 2014 und 2015 waren insgesamt etwas balancierter, hatten ausgewogene Tannine und auf dem Gaumen ein Spiel von roten Früchten und würzigen Noten.
Alles in allem ist solch eine Vertikale immer sehr spannend, da man die verschiedenen Ausprägungen des Weines viel besser vergleichen kann. Erhält man zudem noch Hintergrundinformationen zum Klima oder Ausbau im jeweiligen Jahr, kann man umso mehr seinen Gaumen und die sensorischen Fähigkeiten weiterentwickeln bzw. die Rebsorte besser verstehen. Von uns also eine klare Empfehlung: Wer selbst einmal die Chance hat an einer Vertikale teilzunehmen, sollte dies auf jeden Fall tun!